Montag, 10. November 2008


Wie versprochen kommt jetzt die volle Info was die letzten Tage passiert ist. Es war ziemlich viel, deshalb versuche ich mich kurz zu fassen.
Letzten Dienstag sind Anika und ich endlich in Bogota angekommen. Der erste Gedanke war: ich lande im Sumpf. Alles war ueberflutet. Es hatte gerade 5 Tage durchgaengig geregnet. Ich war direct voellig ueberfordert weil ich uebermuedet war und keiner Englisch sprach. Wir wurden von einer AFS Mitarbeiterin abgeholt die uns zum Buero “fuhr”. Ich dachte nicht ich wuerde diese Fahrt ueberleben. Die Columbianer fahren wie die Henker. Zebrastreifen, stopschild, ampel wahrscheinlich alles nur strassendeko. Danach gings ins hotel. Jeder bekam sein eigenes apartment. Spaeter ging es dann noch in ein einkaufszentrum mit einer kolumbianerin. Aus dem haus gehen war mit einem schock verbunden. Ich habe noch nie so verschmutzte luft erlebt. Die busse von denen es verdammt viele gibt scheinen alle mindestens 100 jahre alt zu sein und blasen schwarzen rauch aus. Wie als wuerde man hinter einem abgasausschleuderndem bus stehen, aber das permanent. Folge waren in kombination mit der hoehe die ganze woche uebelkeit und kopfschmerzen. Auf dem weg in die mall ist mir das erste mal aufgefallen wie sehr die leute starren. Obwohl bogota so eine riesen stadt ist gibt es so gut wie keine auslaender. 2 worte habe ich mir trotz unendlicher muedigkeit an dem abend gemerkt: cuidado (vorsicht) und peligroso (gefaehrlich), da auf fussgaenger generell keine ruecksicht genommen wird. Was mir an dem tag noch aufgefallen ist, sind die schwerbewaffneten sicherheitskraefte und militaers ueberall. Fast jedes groessere haus hat seguridad privada - private securityleute.
Am naechsten morgen bin ich aufgestanden un war geschockt weil mein zimmer geflutet war. Ich hatte den kuehlschrank ausgesteckt weil dieser so laut war und der ist aber ueber nacht abgetaut. Die naechste ueberraschung war die dusche mit der ich auch in den naechsten tagen zu kaempfen hatte. Mit viel geduld und glueck kam warmes wasser. Teilweise kam das wasser nur tropfenweise. An anderen tagen kamen heisse tropfen wenn man den kalten wasserhahn aufgedreht hat und umgedreht. Ich hab mich deshalb heute morgen gefreut wie ein kleines kind als da tatsaechlich ein konstanter strahl warmen wassers aus dem duschkopf kam. Jedenfalls war das erste fruehstueck ebenfalls abendteuerlich: ich wurde vom kellner gefragt was ich moechte und ich habe das bestellt was ich nicht kannte, was sich fuer mich anhoerte wie “arriba”. Spaeter fand ich raus dass es sich um arepa handelte und es war ein maisfladen, der furchtbar schmeckte. Gluecklicherweise essen das die columbianer vor allem hier in sogamoso gerne und oft. Ein verdammt guter teil hier sind die jugos (saefte) die ich so oft wie moeglich trinke und die alle frisch gepresst warden, in den moisten faellen aus fruechten von denen ich noch nie gehoert habe. Wer mich kennt wird wissen dass ich mich so gut es geht um obst druecke, was hier unmoeglich ist. Zu jeder malzeit gibt es hier einen haufen exotischer fruechte die ich alle brav esse. Generell wird hier so viel gegessen, dass mir permanent schlecht ist. Die leute fragen staendig ob und was ich moechte und gucken erstaunt wenn ich ablehne. Man wird nicht dick von dem essen aber es fuellt.
Weiter: an dem tag stand das holen des columbianischen persos an, was mich hier bisher die meisten nerven gekostet hat. Dafuer musste ich zuerst, warum auch immer, zur blutabnahme, wo mein bluttyp bestimmt wurde. Danach musste das geld ueberwiesen warden fuer die kleine karte. Wir waren mit einem deutschen, der schon 2 monate in bogota lebt und der haushaelterin (keine ahnung warum) von afs unterwegs. Keiner schien wirklich ahnung zu haben wie das geld ueberwiesen werden sollte, zumahl meine kreditkarte bis heute streikt, ich mich demnach bisher durchgeschnurrt habe. Irgendwie hat es dann doch geklappt und wir mussten noch fotos machen lassen. Die behoerde die sich DAS nennt hat mich fast zur weissglut gebracht. Philipp, der andere deutsche, unsere einzige uebersetzungshilfe musste draussen bleiben und in der behoerde wurde nur spanisch gesprochen. Generell spricht so gut wie keiner hier englisch. Jedenfalls war es fuer aussenstehende zumindestens wahrscheinlich sehr lustig zu beobachten wie ich versucht habe mit dem mensch am schalter zu kommunizieren, der mir irgendwie zu verstehen gab dass ich kopien von meinem pass und visa brauche. Also wieder aus der behoerde und nebenan ins bettengeschaeft zum kopieren. Das war das erste mal wo ich merkte wie auslaender ausgezogen werden. Sobald die leute sehen dass du auslaender bist und evtl. Sprachprobleme hast, veruschen sie, dich ueber den tisch zu ziehen. So kosteten die kopien ploetzlich das doppelte wie von unserem vorgaenger. Da ich aber das geld schon auf den tisch gelegt hatte musste die kopiertante das geld nehmen. Nach jede menge formularkram in der behoerde hiess es warten. Bis dann jeder einzelne fingerabdruck genommen wurde. Als das vorbei war hiess es wieder warten, undzwar insgesamt 3 stunden. Waehrend ich wartete begann sich eine sehr interessante conversation zwischen mir und einem mann aus chile zu entwicken in die noch mehrere leute einstiegen, wie zum beispiel eine chinesin. Es war interessant zu erfahren was die chinesen druch propaganda fuer ein verschobenes bild von den deutschen, besonder von angela merkel haben. Aber verstaendlicher fuer mich, warum ich kein visum bekommen habe. Abends ging es dann in ein columbianisches buergerhaus mit richtig guten buergern.
Am naechsten morgen mussten wir um 8 zur deutschen botschaft um uns vorzustellen, falls hier irgendetwas passiert. Eine nervenaufreibende fahrt mit einem unglaublich irrsinnigen taxifahrer. Da wo eigentlich nur 2 spuren sind machen die columbianer 3 draus. Jeder faehrt wie er denkt und vorfahrtsregeln gibt es nicht. Wer zuerst kommt faehrt zuerst. Dementsprechend viele estrellas (sterne) auf den strassen. Jeder steht fuer einen unfalltoten. Wer sich angurten will kann lange suchen. In der botschaft angekommen mussten wir nur noch in den 7. stock, was leicht gewesen waere wenn der lift nicht das gemacht haette was er will. An das abgas gewoehnt man sich langsam, man riecht es weniger aber mir ist teilweise immer noch schlecht. Am gleichen tag bin ich das erste mal mit einem bus gefahren. Nichts im vergleich zu unseren bussen: sie fahren nach keinem fahrplan, haben keine haltestellen, dh. Man muss winken damit einer anhaelt und das tuen diese busse ueberall. Selbst in kreuzungen. Sie sind uralt, blasen unglaublich viel schwarzes abgas raus und sind moistens ueberfuellt, auch deren fahrer fahren wie henker. Gefaehrlich auch weil in ihnen oft geklaut wird. Einwas gutes haben sie doch: man zahlt einmal 1200 pesos also ca 40 cent und man kann so weit fahren wie man will. Mit so einem bus sind wir also downtown gefahren…ein gefaehrliches gebiet im vergleich zum norden bogotas wo die afs office und das hotel waren. Dort tummelten sich massen leute. Massen zwielichtiger gestalten. Alle paar meter wird man angequatscht (was ich besonders liebe) und entweder nach geld angebettelt oder die leute wollen einem irgendwelchen spittel andrehen. Auf den buergersteigen und strassen und vor allem an roten ampeln wird einem alles angedreht was es gibt. Von bonbons, ueber fruechte, landkarten bis hin zu wischmobs, eben alles. Meinen fotoapparat habe ich mir nicht getraut rauszuholen. Philipp meinte auch das in dem gebiet zu tun waere wie ihn direkt abzugeben. Den rucksack fest im griff und auf keinen fall auf dem ruecken liefen wir durch das gebiet wo vor 2 wochen die bomben der farc hochgegangen sind. Die wohl bloss eine warnung waren, dass die farc noch existiert und keiner umkam. Komisch war das schon. In richtung regierungsviertel nahm dann die zahl der schwerbewaffneten sicherheitsleute zu. Auffaellig ist in bogota der krasse unterschied zwischen modernen haeusern und absoluten bruchbuden, eins direct am anderen. Mit dem bus ging es dann nicht ohne schleudertrauma zurueck. Immer mal wieder wurden zeiten verabredet zu denen man sich trifft. Aber man darf nicht denken dass wenn man hier puenktlich ist da ein anderer auf einen wartet. Auf ausgemachte zeiten kann man getrost immer mindestens eine halbe stunde draufrechnen. Eine sache die mir sehr schwer gefallen ist aber ich lerne dazu: ich tue in den letzten tagen das besste, mit absicht zu spaet zu verabredeten zeiten da zu sein. Man erspart sich so unnoetige wartezeit. Am abend waren wir in einem pizzarestaurant, ich hundemuede, sollte irgendeiner columbianerin auf spanisch erklaeren was meine eltern davon halten , dass ich in columbien bin. Ich habe kein wort rausgekriegt. Generell steht und faellt mein spanischverstehen und reden mit meinem muedigkeitslevel. Es gibt 2 zeiten am tag, in denen alles an mir vorbeigeht (immer noch) das ist einmal gegen 12 mittag und gegen um 3 nachmittags.
Am naechsten tag gab es beim roten kreuz eine gefahrenschulung vom chef persoenlich dessen englisch sich kaum von seinem spanisch unterschied. Irgendwie verstand ich trotzdem alles. Vor allem die warnung vor leuten die einem auf der strasse sachen in die hand druecken, die mit einer droge behaftet sind die escopalamina oder so aehnlich heist und einen willenlos macht. Einem bekannten von afs passiert. Also:nichts annehmen. Abends hab ich dann in einem restaurant das erste mal columbianisches bier getrunken, was auf einen bayrischen gruender zurueckgeht, dasher geniessbar ist.
Am 7.11. hiess es dann dass wir unsere gastfamilien treffen, was hiess dass wir anika zum flughafen gebracht haben und ich zu meiner gastschwester gefahren wurde die in bogota medizin studiert. Mit margarita (gastschwester) bin ich dann zu ihrer uni gefahren und habe mich mit in ihre vorlesung gesetzt. Ihre lehrerin war ein absoluter drache und ich waere fast rausgeflogen weil ich mit meinen nachbarn geredet habe. Schlimmer als auf den strassen starrten mich da alle an, bzw grueppchen fingen an zu tuscheln. Abends wollte ich eigentlich noch mit den freunden meiner gastschwester weggehen was bei mir aber aufgrund starker kopfschmerzen ausfiel. Sie wohnt bei gasttante und cousins und cousinen, die mich alle dauerbequatscht haben. Vor allem bei den kleinen haette ich mir einen ausknopf gewuenscht. Wie ich gerade merke wird er blog sehr lang: also jetzt kuerzer: kolumbianisches fruehstueck sehr eigenartig…”huehnersuppe” mit huehnergebein, yucca, undefinierbaren fruechten, kaese mit suessigkeit und kuchen. Auch das mittagessen war aehnlich komisch. Nach dem mittag in die stadt zum eisessen und als dann meine gastmutti und gastbruder kamen sind wir in die stadt gefahren um abend zu essen. Ich fuehle mich permanent wie platzen. Danach sind wir dann alle noch auf einen berg mit blick ueber bogota gefahren. An der strasse die nach oben fuehrte gab jede menge bars und restaurants. In unserem livemusik und feuer – sehr schoen. Dazu aquardiente, ein anisschnaps den ich unbedingt trinken musste. Ab dem 8. wurde mit mir nur noch spanisch gesprochen.am naechsten morgen haben wir ein handy gekauft (eine sms nach Deutschland kostet uebrigens 15 cent!!!!!) und ich war in der kirche was sehr amuesant war. Erstens parkgebuehren vor der kirche, 2. die priester sahen absolut schwul aus, alle gebete wurden angebeamt und auch zum gottesdienst kam die haelfte zu spaet, bei der anderen klingelte das handy und sie rannten raus. Nachmittags, also gestern ging es dann endlich nach sogamoso. Die landschaft mit Bergen ist spektakulaer, die doerfer sind total verkommen, hunde streunen. Ueberall kuehe, ziegen und schafe. Als wir in sogamoso angekommen sind dachte Ich: mein gott wie haesslich ist das denn. Auch das haus von aussen sieht nicht besonders einladend aus. Von innen ist es jedoch bonito und relativ grande. Mein zimmer ist gut, ich habe ein grosses bett, grossen schrank und einen fernseher. Was mich stoert ist dass alles so steril aussieht, nicht gemuetlich – das muss ich noch aendern. Gestern abend habe ich mehrere stunden mit meinen gasteltern geredet, gastgeschenke erklaert, was mich total ausgelaugt hat. Generell bin ich jeden tag total fertig, was ich auch staendig zum besten gebe, aber es ist trotzdem immer volles programm. Heute frueh ging es dann in die stadt, wo ich mich mit einer afs tante getroffen habe, die mich in sogamoso umhergefuehrt hat. Und die stadt ist fuer columbianische verhaeltnisse doch huebscher als ich dachte. Es ist mir hier viel zu warm, die sonne scheint die ganze zeit. Daher wahrscheinlich der beiname der stadt: ciudad del sol – stadt der sonne. Von allen die ich kennengelernt habe heute kam “ mi casa es su casa” mein haus ist auch dein haus oder aehnliches. Angebote essen zu gehen, mir die stadt zu zeigen oder mir zu helfen wenn ich probleme habe gab es zu haufe. Heute war ich dann auch das erste mal “auf arbeit”. Undzwar arbeite ich im rathaus von sogamoso. Zuerst wurde ich dem halben rathaus vorgestellt, dem buergermeister und danach habe ich an einem meeting der ganzen mitarbeiter teilgenommen in dem ich null verstanden habe. Freundlich laecheln, si sagen und lachen wenn die anderen lachen hat mich da bisher weitergebracht. Auch wenn die leute hier meinen mein spanisch waere gut (mit meinem vokabular von 5 woertern) deprimiert es mich ziemlich dass ich so wenig verstehe bzw ich mich nicht ausdruecken kann. Meine chefin hat wohl mitleid mit mir weshalb ich morgen erst um 9 da sein muss. So wie ich da verstanden habe arbeite ich morgen mit rentnern und pflanz mit denen baeume oder so. Das rathaus ist weniger als 5 minuten fussweg vom haus weg, trotzdem besteht meine gastmutti darauf mich zu fahren und abzuholen. Sie ist sehr auf sicherheit bedacht. Uh einwas faellt mir gerade noch ein: eine haushaltshilfe zu haben ist sehr komisch. Man bekommt staendig zeugs auf dem tablet gebracht, wenn ich tisch abraeumen will heisst es simmer no no no. und meine waesche wird gewaschen und gebuegelt ins zimmer gebracht – damit kann ich mich nicht so richtig anfreunden.
So…ich hoffe ich konnte einen groben eindruck vermitteln und ich habe euch nicht zu sehr gelangweilt. Entschuldigt bitte auch die form des geschriebenen, der pc korrigiert immer selbst und verunstaltet meine saetze – ich hoffe ihr koennt es trotzdem lesen.
Dann verabschiede ich mich vorerst, bilder von sogamoso werde ich in den naechsten tagen auch machen. mehr bilder gibts bei mir im studivz, weil das dauert mir hier zu lange
Tschuess und bis bald
erik

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